Der Kirchenvorstand lädt alle Gemeindemitglieder am kommenden Sonntag zu einer Gemeindeversammlung ein. Um 11 Uhr sollen in der Stadtkirche Informationen und Einschätzungen zum aktuellen Immobilienprozess gegeben werden. Anlass ist der Wille des Kirchenvorstandes und die Notwendigkeit sichtbarer Entwicklungen, die Zukunft ab spätestens 2030 bereits heute verantwortungsvoll abzusichern. Unsere Kirchengemeinde soll weiter „atmen“ und „gestalten“ können. Dazu müssen (finanzielle) Belastungen schrittweise reduziert werden. Verantwortung, Weitsicht, Mut, Fachwissen, Fakten , Kreativität und Gottvertrauen leiten den Kirchenvorstand. Interessierte Gemeindemitglieder sollen in der Gemeindeversammlung informiert und gehört werden. Wer sich zuvor informieren will, kann dies über Info-Tafeln in der Stadtkirche oder über folgende Links nachlesen:
- Was bisher geschah
- Was wir heute erkennen
- Was uns bewegt
- Weichen, die wir jetzt stellen müssen
- So wollen wir vorgehen
Natürlich können Sie auch bei Kirchenvorständen nachfragen oder Fakten auf unserer Homepage weiter unten in diesem Beitrag nachlesen. Die Gemeindeversammlung wird voraussichtlich auch im livestream übertragen (You tube-Kanal: Evang. Kirche Roth). Neben dem Informationsblock (ca. 30 Min) können Gemeindemitglieder selbstverständlich Fragen stellen (30 Min). Mit dem Mittagsglockenläuten um 12 Uhr wird die Gemeindeversammlung beendet. Die Moderation wird ein Gemeindeberater von der Gemeindeakademie Rummelsberg übernehmen.
Daten und Fakten zur ersten Orientierung
Mitglieder: Unsere Kirchengemeinde hat knapp 6.100 Mitglieder - Stand Januar 2021
Wir vermuten, dass wir in den kommenden 10 Jahren (bis 2030) vor allem altersbedingt (demographischer Faktor) weitere 1000 - 1500 Gemeindemitglieder verlieren werden. Die Kirchengemeinde wird sich um 2030 bei 4.000 - 4.500 Mitgliedern einpendeln. Das ist immer noch eine erhebliche Gemeindemitgliederzahl, für die bereits heute Vorsorge getroffen werden muss. Prognosen dieser Entwicklung sind schwierig. Sollte das Leoni-Gelände tatsächlich ab 2026 zum innerstädtischen Wohnbereich werden und evtl. die Abenberger Höhe als Baugebiet ausgewiesen werden, würde sich die Zahl der Gemeindemitglieder allein durch Zuzug wieder erhöhen (wir schätzen ca 15-20% der Neuzugezogenen).
Der Jahreshaushalt 2020 umfasste € 2.965.000, davon große Teile Kitas, Friedhof, Immobilienunterhalt.
Immobilien: Wir sind verantwortlich für
3 Kirchen (Stadtkirche, Kreuzkirche, Dorfkirche Bernlohe)
Stadtkirche: aktuell Unterfinanzierung, keine adäquate Rücklagenbildung
Kreuzkirche: Neue konzeptionelle Verankerung vorgeschlagen - Rückmeldung der Landeskirche steht aus
Dorfkirche Bernlohe: Versuch über einen stabilen Freundeskreis die Finanzierung abzusichern
3 Gemeindehäuser (Mühlgasse, Altes Rathaus, Bernlohe)
Mühlgasse: Unterfinanzierung, keine adäquate Rücklagenbildung
Altes Rathaus: Unterfinanzierung, keine adäquate Rücklagenbildung
Bernlohe: Unterfinanzierung, keine adäquate Rücklagenbildung
1 separaten Gemeinderaum (Marie-Curie-Str.) - vermietet, finanziert
3 Pfarrhäuser (Pfr 1 + 3 am Kirchplatz; Pfr 2 Marie-Curie-Str)
PfH 1: vorgeschriebene Rücklagenbildung erfolgt
PfH 3: vorgeschriebene Rücklagenbildung erfolgt
PfH 2: vorgeschriebene Rücklagenbildung erfolgt
1 Pfarramt (Kirchplatz) - vorgeschriebene Rücklagenbildung erfolgt
1 Vermietungsobjekt (Altes Kantorat) - Ertrag reicht aus zum Unterhalt
zudem Grundstücke, Wald, Wiesen - Verpachtungen und Verfügbarkeiten
Entwicklungen
Kircheneintritte inkl. Taufen (Taufen sind Eintritte) haben gegenüber Kirchenaustritten im Zeitraum 2010 - 2020 einen positiven Überhang (109). Seit 2019 ist die Tendenz einer Veränderung zu beobachten, so dass dieser Ausgleich in den vergangenen drei Jahren nicht mehr ausgeglichen werden konnte. Es wird nach der Coronaphase zu prüfen sein, ob sich diese Entwicklung verstetigt oder nicht.
Im Zeitraum 2010 - 2020 hat unsere Kirchengemeinde im Ergebnis über 1000 Mitglieder verloren. Der Hauptgrund: Über 1000 Verstorbene (jährlicher Schnitt 100). Inwieweit Zuzüge und Wegzüge zu werten sind, ist momentan auf Grund der fehlenden Daten nicht nachvollziehbar.
Die Altersstruktur unserer Kirchengemeinde (Stand Januar 2021) - bitte berücksichtigen, dass 0 - 40 als Familienbereich mit-gedacht werden muss, abzüglich ca 15% Singles.
0-10: 519
11-20: 573
21-30: 668
31-40: 683
41-50: 639
51-60: 876
61-70: 850
71-80: 730
81-102: 577
Ehrenamtliche
Im Zeitraum 2010 - 2020 engagierten sich durchschnittlich 260 Ehrenamtliche regelmäßig in unserer Kirchengemeinde. Aktueller Stand 280, das sind gegenüber 2019 mit 340 in etwa 60 weniger und ist auf die Corona-Entwicklungen zurückzuführen. Ins Verhältnis mit der Gemeindemitgliederzahl gesetzt (2020 gegenüber 2010 ca 14% weniger), hat sich der Anteil Ehrenamtlicher erheblich gesteigert.
Finanzielle Situation
In den vergangenen Jahren konnte die finanzielle Situation geordnet und strukturiert werden. Der Kirchenvorstand hat diese Entwicklung erkannt und ist sich bewusst, dass dies alleine nicht ausreicht. Die finanziellen Rahmenbedingungen müssen dringlich so ausgerichtet und konzeptioniert werden, dass ein dauerhaft finanzierter Ausgleich von Ausgaben und Einnahmen erreicht wird (spätestens 2030, eher früher) und zudem die Kirchengemeinde als Ort der Begegnung und des Erleben gemeinsamen Glaubens "atmen" kann. Eine große Herausforderung, für die nun 2021 die Weichen gestellt und ab 2022 die Beschlüsse abgearbeitet werden müssen. Hinweis: Die Landeskirche muss Beschlüsse des Kirchenvorstandes diesbzgl. genehmigen und mittragen. Deshalb sind wir in einem Immobilienberatungsprozess, der von landeskirchlicher Seite begleitet wird.
Gibt es Handlungsspielräume?
Die Einschätzungen sind unterschiedlich. Wenn es sie gibt, dann nicht mehr lange. Es besteht Handlungsbedarf, Entscheidungen müssen getroffen werden und zwar im Bewusstsein, dass Entscheidungen einerseits Möglichkeiten zur Begegnung für Menschen im Blick haben und andererseits, dass zeitliche Verzögerungen von Entscheidungen einen weiteren finanziellen Substanzverlust bedeuten. Der Kirchenvorstand hat verschiedene Szenarien (aktuell 8) entwickelt, jedoch leider seitens der Landeskirche noch nicht alle dafür notwendigen Rückmeldungen erhalten. In jedem Fall ist der Kirchenvorstand einig, dass bei allen unterschiedlichen Einschätzungen um gemeinsame Lösungen gerungen werden soll, die von allen Mitgliedern des Kirchenvorstandes mitgetragen werden können. Wir wollen uns darauf konzentrieren, was wir mit rechtzeitiger Weichenstellung "gewinnen" können und Handlungsspielräume für die Zukunft schaffen.
Warum eine Gemeindeversammlung?
Christliche Gemeinden zeichnen sich durch gemeinsames Handeln aus. Auf unserer Kirchenfahne, die bei besonderen Anlässen vor der Stadtkirche steht, ist zu lesen: Glauben - Denken - Handeln. Darum geht es, aus unserem Glauben heraus mit-einander nachzudenken und Handlungsoptionen zu entwickeln, die für die Zukunft tragfähig sind. Eine Möglichkeit dazu ist die Gemeindeversammlung, um so Mitglieder der Kirchengemeinde über Entwicklungen zu informieren und daran partizipieren zu lassen. Bringen Sie sich ein, wir freuen uns!