In einem Kriegsgefangenenlager entstand ein eindrucksvolles Weihnachtstryptichon mit Symbolcharakter
In diesen Tagen beginnt die Zeit der Advents- und Weihnachtsfeiern. Die evangelische Kirchengemeinde in Roth geht seit 2013 jedes Jahr mit einem mehrwöchigen thematischen Projekt in diese besonderen Wochen.
Mit den Worten „… und Friede auf Erden“ ist das diesjährige Advents- und Weihnachtsprojekt überschrieben, das eine Brücke schlagen will zwischen den Friedenshoffnungen des Jahres 1945 und denen des aktuellen Jahrs 2015.
Nach „Engel in der Stadt“ und „Lichtblicke“ steht heuer der „Altar von Norton Camp“ im Mittelpunkt einer Reihe von Veranstaltungen. Hanna und Uwe Thorbeck sowie Pfr. Joachim Klenk verantworten das diesjährige Projekt, das in vielen Gruppen, Kreisen, Gottesdiensten und Veranstaltungen seinen Niederschlag finden wird.
Kistenabfälle, Zeichenpapier und Konservendosen sind die „Rohstoffe“, aus denen der Kunsterzieher Werner Oberle und sein Mitgefangener Hans Nickles zusammen mit 30 weiteren Häftlingen im Kriegsgefangenenlager Norton Camp in Mittelengland am ersten Weihnachtsfeiertag des Jahres 1945 ein eindrucksvolles Weihnachts-Tryptichon gestaltet haben. Einfachste Materialien haben die Männer damals im Vertrauen auf die frohe Weihnachtsbotschaft zu einem Kunstwerk strahlender Symbolkraft zusammengefügt.
Die Flügel öffnen ...
Hans Nickles hat den Altar nach seiner Entlassung aus dem Camp mit nach Hause gebracht. Am 1.Februar dieses Jahres ist er im Alter von 92 Jahren gestorben. Seine Söhne Reinhold und Heiner sowie die Familie Oberle haben es möglich gemacht, dass der Original-Altar nun am Heiligen Abend in der Rother Stadtkirche zu sehen sein wird.
Bis heute haben der Altar und seine Entstehungsgeschichte nichts von ihrer Strahl- und Aussagekraft verloren: Ein verbindendes Symbol des Friedens, entstanden in einem Kriegsgefangenenlager. Einzelne Bilder aus dem Tryptichon werden die Kirchengemeinde in Gottesdiensten und bei anderen Veranstaltungen durch die bevorstehende Advents- und Weihnachtszeit begleiten. „…und Friede auf Erden“ heißt es erstmals beim Familiengottesdienst am ersten Advent, 29.November, der vom Team und den Kindern der Kinderkirche, dem evangelischen Kindergarten „Regenbogen“, dem Gospelchor sowie Hanna Thorbeck und Pfarrer Joachim Klenk gestaltet wird. Anschließend findet im evangelischen Gemeindehaus das traditionelle Eintopfessen zugunsten der Aktion „Brot für die Welt“ statt.
Am Mittwoch, 2.Dezember, um 19 Uhr im Alten Rathaus und am Freitag, 4.Dezember, um 17 Uhr in der Seniorenresidenz Augustinum berichtet Hanna Thorbeck über die Geschichte des Altars von Norton Camp. Über viele Jahre hinweg hat die Rotherin die Hintergründe und der Entstehungsgeschichte dieses besonderen Kunstwerks nachgespürt, hat mit Zeitzeugen gesprochen und sich aus unterschiedlichsten Quellen ein vielschichtiges Bild des Altars und seiner Vergangenheit erarbeitet.
Am Mittwoch, 9.Dezember, um 18.30 Uhr stellt Hanna Thorbeck dann ihr gerade erschienenes Buch „...und Friede auf Erden – Der Weihnachtsaltar von Norton Camp“ in der Buchhandlung Genniges in Roth vor. Auch der Adventsgottesdienst zum „Lobgesang der Maria“ am dritten Adventssonntag, 13.Dezember, um 9.30 Uhr in der Ottilienkirche in Pfaffenhofen steht im Zeichen des Altars. In den Festgottesdiensten am Heiligen Abend um 17 und um 19 Uhr in der Rother Stadtkirche sowie um 19 Uhr in Bernlohe wird die besondere weihnachtliche Botschaft des Altars von Norton Camp ebenfalls eine tragende Rolle spielen. Am Heiligen Abend steht der Altar dafür im Original auf dem Altar der Rother Stadtkirche.
... und schließen sich
Am Sonntag, 17.Januar, wird sich der Altar schließlich aus der Stadt verabschieden. Seine Flügel werden im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes geschlossen, und er geht wieder auf Reisen, getragen von der Friedensbotschaft der biblischen Weihnachtsgeschichte. Dank und Ausblick werden diesen Gottesdienst mit Pfarrerin Elisabeth Düfel und Hanna Thorbeck prägen.
Fast sechs Wochen lang wird der Altar von Norton Camp die Christen der evangelischen Pfarrei Roth-Pfaffenhoffen dann begleitet haben. Die Geschichte des Kunstwerks und vor allem die Geschichte der Menschen, die ihn gebaut haben, soll bis dahin viele Rother faszinieren, erstaunen und berühren.
© Roth-Hilpoltsteiner-Volkszeitung vom 24.11.2015