In Roth finden wir auf dem kirchlichen Friedhof an der Kreuzkirche Zeugen eines wichtigen geschichtlichen Pfingstereignisses in Roth. Unscheinbar und versteckt sind Grabtafeln in der Friedhofsmauer (Friedhofsgässchen) eingelassen. Eine davon ist auf dem Foto zu sehen. Diese Grabtafeln wurden zu Ehren der Opfer einer Katastrophe an Pfingsten 1878 in die Friedhofsmauer eingesetzt. Denn vor 143 Jahren erlebte Roth eine schreckliche "Feuernacht" von Pfingstsonntag auf Pfingstmontag. Um Mitternacht wurde ein Feuer in der damaligen Bäckerei Honig nahe dem heutigen Rathaus entdeckt. Dieses Feuer wurde zu einer Feuerbrunst, die insgesamt 6 Menschen das Leben kostete, viele Häuser und Wohnungen zerstörte (so das damalige Schulhaus, heute Rathaus) und den Kirchturm einstürzen ließ, damals noch mit einer Zwiebelturmhaube. Feuerwehren aus dem gesamtem Umkreis konnten diese Katastrophe nicht verhindern. Auch für die evangelische Kirchengemeinde war dieses Feuer ein Schock. Gott sei Dank konnte das Hauptschiff und das Mobiliar samt Kunstgegenständen gerettet werden. Doch ließen sich die Rother Gemeindemitglieder nicht entmutigen, vielmehr ermutigen vom Geiste des Aufbruchs.
Sie machten sich umgehend daran, „Ihre“ Stadtkirche wieder aufzubauen. Damalige, wohlhabende Industrielle und ein Großteil der Gemeindemitglieder finanzierten den Wiederaufbau durch Spenden, Gaben und kreative Ideen. Die Kirchengemeinde Roth schaffte so den Wiederaufbau in gerademal knapp 10 Jahren. Ohne ausreichende finanzielle Absicherung, allein aus der Überzeugung heraus, einen geschätzten und wichtigen Ort des Glaubens nicht aufgeben zu wollen. Heute sind wir dankbar über den Mut der damaligen Christen, ihre geistesgegenwärtige Zuversicht und ihr tiefes Gottvertrauen. So konnte der dann mögliche Durchbruch zum Chorraum, der neue Hochaltar und die neue Kanzel entstehen. Eben deshalb können wir heute unsere Stadtkirche so erleben wie sie ist: einladend, anregend, barrierefrei und erfüllt vom Geist christlicher Gastfreundschaft. Danke an alle, die ihren Beitrag dazu noch heute leisten.
Pfarrer Joachim Klenk