20 winzige bronzene Engelsfiguren schwärmen aus, um in der Kreisstadt von Hand zu Hand zu gehen. Am Buß- und Bettag wurden die Himmelsboten auf die Reise geschickt. Sie sind Teil eines mehrwöchigen Projektes der evangelischen Kirchengemeinde. Bis zum zweiten Advent werden „Engel in der Stadt“ an verschiedensten Orten und zu verschiedensten Anlässen mit den Menschen in der Stadt zusammenkommen. Wer die Augen und Ohren aufhält, wird Engel unterschiedlichster Art entdecken können.
Engel gebe es genug in der Stadt, weiß Doris Honig, auf deren Initiative und Idee das Projekt zurückgeht. „Sie sind aus Holz, Keramik, Stein, manche sogar leibhaftig in Menschengestalt.“ Diesen Engeln auf die Spur zu kommen, dazu lädt die Kirchengemeinde mit insgesamt sechs Aktionen und Veranstaltungen ein.
Die kleinen Bronzeengel gehen ab heute auf ihre Reise. Ihr Auftrag: Menschen, denen es nicht so gut geht, die traurig sind oder sich alleine fühlen, etwas Trost und Zuspruch zu bringen. Ihr Transportmittel: Von Hand zu Hand. Sie starten aus den Händen des Konfi-Teams, das die Konfirmandengruppe von Joachim Klenk bis zur Konfirmation begleitet. Die ehrenamtlichen Gemeindemitarbeiter stecken die kleinen Himmelsboten jeweils irgendeinem Menschen zu, von dem sie glauben, dass er ihn gut gebrauchen kann. Dort kann der geborgte Engel bleiben, bis sein tröstlicher Auftrag erfüllt ist und der Beschenkte ihn seinerseits weitergeben möchte. Das können Stunden, Tage, im Einzelfall vielleicht sogar Wochen sein. „Wir sind gespannt, ob und wann wir den ein oder anderen Engel wieder treffen und welche Geschichten er uns erzählen kann“, freut sich das Team und hofft, dass die Bronzefiguren auf ihrer Reise möglichst vielen Menschen in der Stadt begegnen werden.
Die Engel auf dem Friedhof sind die Protagonisten des zweiten Projektteils. Am 24.November, dem Ewigkeitssonntag, sollen sie im Fokus stehen. Jugendliche und Erwachsene sind eingeladen, sich jenseits der Kreuzkirche auf die Suche nach Engelsdarstellungen zu machen und diese zu fotografieren. Aus den so entstandenen Engelsportraits soll eine kleine Ausstellung für die Stadtkirche werden.
Zwischen dem ersten und dritten Advent heißt es für alle Rother die Augen aufhalten und nach einem speziellen blauen Engel Ausschau halten. Die royalblaue Keramikfigur wird sich in diesen Tagen an verschiedensten Orten in der Stadt „verstecken“. Wer ihn entdeckt, kann sich telefonisch oder per SMS (0171-3331211) melden und an einer Adventsverlosung teilnehmen. Am 8. Dezember werden die Gewinner aus den Anrufern ermittelt, die dem Engel in der ersten Adventswoche auf die Spur gekommen sind.
„Eine Reise nach Engel-Land“ verbindet die Rother Kirchengemeinde im Gottesdienst am ersten Adventssonntag mit dem Auftakt der Aktion „Brot für die Welt“. „Was bedeutet Solidarität?“ fragt Pfarrer Joachim Klenk im familienfreundlichen Gottesdienst, bevor die hilfsbereiten Engel der Gemeinde zum traditionellen Eintopfessen einladen. Leibhaftigen Engeln in Roth wollen sich Konfirmandinnen und Konfirmanden im Advent an die Fersen heften. Sie suchen ab dem ersten Dezember nach Menschen, die in besonderer Weise selbstlos und ehrenamtlich anderen Menschen wie Engel begegnen. Nach Weihnachten werden sie darüber berichten, welche Engel in Menschengestalt sie kennen gelernt haben und den Orden „Engel der Stadt“ verleihen. Am zweiten Advent huldigt Doris Honig zusammen mit dem Flötisten Heinrich Wood noch einmal den Engeln in der Stadt mit einer musikalisch-literarisch Benefizveranstaltung in der Stadtkirche. Sie rezitiert mit Augenzwinkern Adventlich- Weihnachtliches aus eigener und fremder Feder. Die Abschlussveranstaltung der Engel-Wochen am 8. Dezember steht noch einmal im Zeichen der Solidarität. Spenden sind willkommen und werden einem guten Zweck vor Ort zugeführt.
Text und Foto: Stefanie Graff; © Roth-Hilpoltsteiner-Volkszeitung