Die Verleugnung des Petrus
Jesus hatte es angekündigt: „In dieser Nacht, eher der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“ (Mt 26,34)
Aber Petrus war der Überzeugung, dass er dies nicht tun würde, selbst wenn er dafür auch sterben müsste. Und nun?
Drei Personen kommen auf ihn zu und sagen zu ihm, dass auch er mit Jesus unterwegs war und zu ihm gehört.
Und dreimal leugnet er. In dem Moment, in dem sein Herr falsche Vorwürfe und Qualen ertragen muss, war es Petrus nicht möglich sich zu ihm zu bekennen, noch vor kurzem wollte er lieber sterben als Jesus zu verleugnen.
War er ein Feigling? Ein Verräter? Ein Lügner?
Er hatte auf jeden Fall begründete Angst. Angst vor dem eigenen Tod, und in dessen Angesicht war er machtlos. Als kurz nach seiner dritten Verleugnung der Hahn kräht, erinnert sich Petrus, was Jesus zu ihm sagte. Er stellt mit Entsetzen fest, was er da eben getan hat und fängt bitterlich an zu weinen. Er weint Tränen der Reue und der Buße, die vielen nicht unbekannt sind.
Hätte er sich bekannt, wäre er vielleicht auch hingerichtet worden, dann hätte sich nicht erfüllt, was Jesus sagte: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.“ (Mt 16,18)
Jesus vor Pilatus und die Verurteilung
Am nächsten Morgen wird Jesus zum Stadthalter Pilatus geführt. Erneut lässt er all die falschen Anschuldigungen, die gegen ihn erhoben werden, unkommentiert. Lediglich auf eine Frage des Pilatus antwortet er „Bist du der König der Juden? Jesus aber sprach: Du sagst es.“ (Mt 27,11)
Die letzte Frage, die er beantwortete, war die Aufforderung des Kaiphas „Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, dass du uns sagst, ob du der Christus bist, der Sohn Gottes. Jesus sprach zu ihm: Du sagst es.“ (Mt 26,63.64)
Beide Male geht es um ein Bekenntnis seiner Person, und er bekennt die Wahrheit:
- Ja, ich bin Christus, der Sohn Gottes.
- Ja, ich bin der König der Juden.
Zu allen anderen Anschuldigungen schweigt er. Pilatus ist deshalb verwundert, zudem sieht er bisher keinen Grund, Jesus zu verurteilen.
Eigentlich will er es auch nicht, fragt sogar nochmals nach: „Was hat er denn Böses getan?“ (Mt 27,23) auch seine Frau lässt ihm eine Botschaft überbringen: „Habe du nichts zu schaffen mit diesem Gerechten; denn ich habe heute viel erlitten im Traum um seinetwillen.“ (Mt 27,19)
Was sollte er also tun? Um niemanden gegen sich aufzubringen, war die Lösung für ihn eindeutig.
Einmal im Jahr zum Passahfest erlaubte er es, einen Verurteilten zu wählen, der freigelassen wurde. Er gab dem Volk nun die Möglichkeit zu wählen zwischen Barabbas, einem Mörder und Aufrührer, und Jesus, der kein Verbrechen begangen hatte.
Spannend: Bar-Aabbas kommt aus dem Aramäischen und heißt Sohn des Vaters. Wenn die Überlieferung also stimmt – und der Verurteilte tatsächlich Jesus Barabbas hieß – , dann gab es die Wahl zwischen Jesus, Sohn des Vaters und Jesus, Sohn (Gottes) des Vaters.
Pilatus glaubte, dass sie natürlich lieber Jesus freilassen würden, als einen Mann, der getötet hat. Aber weit gefehlt!
Die Hohenpriester und Ältesten brachten das Volk dazu, sich für Barabbas zu entscheiden und zu fordern, dass Jesus gekreuzigt wird.
Soldaten des Stadthalters nahmen Jesus nun mit sich „und zogen ihn aus und legten ihm einen Purpurmantel an und flochten eine Dornenkrone und setzten sie auf sein Haupt und gaben ihm ein Rohr in seine rechte Hand und beugten die Knie vor ihm und verspotteten ihn und sprachen: Gegrüßet seist du, der Juden König!“ (Mt 27, 28.29)
Christina Seelmann, Gemeindereferentin